Ein Bericht aus der Projektwoche „Wir sind das Volk“
Für einen Teil der Schüler unserer Gesamtschule Petershagen lag der Fokus der Projektwoche im Juli 2017 auf 650 Jahre Petershagen.
Unsere Projektgruppe „Wir sind das Volk“ nahm das Wendejahr 1989/90 unter die Lupe. Wir bereisten das DDR-Museum in Berlin, trafen uns mit dem Historiker Dr. Stefan Wolle, dessen Frau erste freigewählte Bürgermeisterin von Petershagen war.
Der Pfarrer im Ruhestand, Christoph Reimann, berichtete über den 9. November 1989, zu welchem Anlass im Kino am Bahnhof eine große Versammlung stattfand, in deren Ergebnis eine Menschenkette mit Kerzen zur Kirche in Petershagen führte.
Christine Trommler vom Neuen Forum gab einen Einblick in die Änderungen an der Schule. Zu Beginn des Schuljahres 1989/1990 begrüßten sich Lehrer und Schüler zu Beginn der Stunde noch mit einem strammen Pionier- oder FDJ-Gruß. Die Schule mit Wehrkundeunterricht und Staatsbürgerkunde war auf ein Bekenntnis zum Staat ausgerichtet.
Dr. Karin Reimann vermittelte ein Bild von den Veränderungen im Gesundheitswesen. Sie regte an, sich als junge Menschen auch im Ort einzubringen, Forderungen zu stellen und bei ihrer Umsetzung mitzuwirken. Den gleichen Tipp gab Monika Hauser, die über Ihre Erlebnisse aus dem Wendejahr als 18-jährige berichtete. Ihre Eltern mussten das Seeschloss für ein Jahr schließen, da es für 40 kg Kartoffeln keinen Lieferschein vom staatlichen Handel gab.
Die Gruppe beschäftigte sich auch mit solchen Institutionen wie Volkspolizei, Staatssicherheit, Mauerbau und –fall sowie der Einführung der D‑Mark am 1. Juli 1990. Etwas erstaunt nahmen unsere Schülerinnen und Schüler die Worte eines ehemaligen Stasi-Generals zur Kenntnis, der 1989 nach Sturm seiner Stasizentrale resigniert sagte: „Wir waren auf alles vorbereitet, aber auf Kerzen und friedlich demonstrierende Menschen nicht!“
Peter Nietzold
Lehrer für Physik