„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“, mahnte einst Bertolt Brecht mit Blick auf demokratiefeindliche Tendenzen im normalen deutschen Alltag — und nichts ist so aktuell wie diese einprägsame Warnung.
Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit, so heißen die Attribute, die heute ihre Ursachen nicht zuletzt in Demokratiemüdigkeit und populistisch geschürter Xenophobie haben. So gehören also Demokratieverständnis und die Auseinandersetzung mit den Formen und Ursachen des Rechtsextremismus zusammen wie Topf und Deckel.
Eine Erkenntnis, die man in der Gesamtschule Petershagen dieser Tage in ein Projekt und eine Ausstellung münden ließ, die über den Rahmen der Schule hinauswirken soll. Die Idee: Man erfand nicht das Fahrrad neu, sondern holte sich eine Wanderausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung ins Haus. Dazu die RAA Brandenburg (Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie), deren Mitarbeiterin Beate Lietzmann im Tandem mit der LER-Lehrerin und Sozialpädagogin Sylvia Ulbrich 14 Schüler, klassenübergreifend, als Ausstellungsbegleiter schulten.
Die Schüler werden bis zum 28. September einen „individuellen, authentischen Eindruck der Problematik vermitteln — für ihre eigene Klasse und für externe Interessenten, Schulklassen aus dem Umland“, so schildert es Doreen Ritter, Oberstufenkoordinatorin und Urheberin der Idee, die das kreative Potential der Schüler weckte. „Ich hatte das Gefühl, mit Politikwissenschaftlern zu arbeiten“, äußerte sich Beate Lietzmann von der RAA begeistert. Unter den Stichworten „Erlebniswelt Rechtsextremismus“, „Was tun bei Stammtischparolen?“, oder „Warum eigentlich Demokratie?“ bewiesen die Schüler „ein extrem hohes Wissen, haben alles hinterfragt, nichts hingenommen.“
Einer solch fundierten Kritik — veraltete Fakten, teils zweideutige Symbolik — waren die Schautafeln der Ausstellung wohl nur selten ausgesetzt. Die anwesende Referentin der Stiftung, Anke Meyer, wird es mit nach Bonn nehmen. Der Osten ist rechts? Nun, jedenfalls nicht an der Gesamtschule Petershagen der FAW gGmbH.
Hartmut Heuschkel
Doppeldorf