Ein Lächeln in tiefdunklen Augen

Unter dem Mot­to „Spread a Smi­le of Joy“ hat­ten unse­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler sowie die Eltern­schaft und die Lehr­kräf­te unse­rer Gesamt­schu­le Anfang Dezem­ber zum Ein­läu­ten der Weih­nachts­zeit Klei­der­spen­den gesam­melt, um die­se an Bedürf­ti­ge wei­ter­zu­ge­ben. Vie­le Klei­dungs­stü­cke waren zusam­men­ge­kom­men – weit mehr als 40 Umzugs­kis­ten, die unse­re Schü­ler­schaft noch im Dezem­ber ihrer Bestim­mung über­ge­ben wollte.

Kurz vor den Weih­nachts­fe­ri­en war es dann soweit, die FAW gGmbH hat­te den Trans­por­ter gespon­sert, den ein Leh­rer fuhr, zwei Schü­ler und zwei wei­te­re Leh­rer fuh­ren in zwei Erst­auf­nah­me­stel­len, um die Klei­der­spen­den zu übergeben.

Schon die ers­te Anlauf­stel­le mach­te unse­re mit­fah­ren­den Jugend­li­chen sehr betrof­fen. Als der Trans­por­ter vor­fuhr, schau­ten aus den Fens­tern der Unter­kunft vie­le Kin­der­ge­sich­ter, die ihre Neu­gier, aber auch ihre Über­ra­schung kaum ver­ber­gen konn­ten. Ein kur­zes Lächeln, dann wie­der erns­te Gesich­ter, die sich den Schü­ler­spre­cher unse­rer Schu­le, Antho­ny Röh­le (Klas­se 11a), fra­gen lie­ßen: „Was haben die­se Men­schen erlebt? Wie weit sind sie wahr­schein­lich zu Fuß gegan­gen und war­um? Wür­den wir, die wir im Zeit­al­ter von Tech­nik und Geschwin­dig­keit groß­wer­den, das schaffen?“

Die zwei­te Unter­kunft für Asyl­be­wer­ber, die zu 100% vom Jugend­amt aus­fi­nan­ziert ist, beein­druck­te die unse­re Jugend­li­chen und Leh­rer nicht weni­ger. Hier hat­ten sie die Gele­gen­heit, mit eini­gen Bewoh­nern ins Gespräch zu kom­men. Neben Fra­gen zur Her­kunft und zum Tages­ab­lauf, stell­te der Ver­tre­ter unse­rer Schü­ler­zei­tung, Eric Piwarz (Klas­se 8d), auch die Fra­ge nach den Grün­den für das Ver­las­sen der Hei­mat. Als unse­re Schü­ler und Leh­rer die Ant­wort hör­ten, bekam das Wort „Frie­den“, das in Deutsch­land zur Selbst­ver­ständ­lich­keit gehört,  plötz­lich eine grö­ße­re Bedeu­tung: „Ich möch­te leben, ich möch­te in Frie­den leben, ich möch­te kei­ne Angst haben vor Men­schen, die mich aus reli­giö­sen Grün­den töten wollen.“ 

Nach dem Gespräch und der Über­ga­be der Klei­der­spen­den beglei­te­ten eini­ge Bewoh­ner des Heims unse­re Schü­ler und Leh­rer zu den Fahr­zeu­gen und ver­ab­schie­de­ten sich herz­lich. Sowohl die Schü­ler als auch Leh­rer wuss­ten nach die­ser Begeg­nung, dass ihre Klei­der­sam­mel­ak­ti­on rich­tig gewe­sen war, dass sie eini­gen Men­schen ein biss­chen Freu­de haben schen­ken kön­nen. Die­ses „biss­chen Freu­de“ äußer­te eine Mit­ar­bei­te­rin des Hei­mes spä­ter gegen­über den Spen­dern: „Sie schau­en sich jetzt die Klei­dung an. Das ist bes­ser als Weihnachten.“

Einig waren sich Antho­ny Röh­le, Eric Piwarz und die beglei­ten­den Lehr­kräf­te Doreén Rit­ter (Stu­fen­ko­or­di­na­to­rin), Chris­ti­an Hes­se (Lei­ter der Schü­ler­zei­tung) und Wolf­gang Rades­ke (Lei­ter der inter­na­tio­nal arbei­ten­den Schü­ler­fir­ma) am Ende des Tages dar­über, dass die täg­li­chen Fern­seh­nach­rich­ten nun ein rea­les Gesicht bekom­men hat­ten. Des­halb wird es wei­te­re Aktio­nen im Namen der Tole­ranz und des fried­li­chen Mit­ein­an­ders an der Gesamt­schu­le Peters­ha­gen geben.

Doreén Rit­ter
SEK I‑Stufenkoordinatorin