Unsere Projektwoche Ende Juni 2018 hielt für die Schülerinnen und Schüler unserer Gesamtschule Petershagen verschiedenste Angebote bereit.
Die Projektgruppe „Radioaktivität und Atomtechnologie“ fuhr im Zuge der Erarbeitung ihres Projektthemas am 26. Juni 2018 zum Endlager für radioaktive Abfälle nach Morsleben.
Kurztrip durch 260 Millionen Jahre Erdgeschichte
Nach einer strahlentechnischen Überprüfung ging es für unsere Gruppe mit weißen Overalls, roten Grubenhelmen, Grubenlampen und Stahlkappenschuhen zum Schacht. Auf der rechten Schulter trugen alle die fünf Kilogramm schwere Notversorgung mit Sauerstoff. Nur für alle Fälle, wurde uns versichert.
In einem Fahrkorb sollte es unter Tage gehen. Eine merkwürdige Mischung aus verschiedensten Gerüchen — Schweiß, Motorenöl und Staub — lag in der Luft. Metallische Schläge kündigten den Fahrkorb an. Mit starkem Ruckeln, merkwürdigen und ungewohnten Geräuschen ging es in die Tiefe. Der Fahrkorb bewegte sich vier Meter pro Sekunde. Immer wieder waren einzelne Solen erkennbar.
Exkurs in die Geschichte
Der Fahrstuhl schien noch aus der Anfangszeit der Grube Marie zu sein, die am Ende des 19. Jahrhunderts Salz und damit Arbeit für viele versprach.
Dort wurden bis in den April 1945 über 3.000 Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme gezwungen, Rüstungsgüter zu fertigen. Für viele Opfer endete diese Arbeit im Massengrab von Beendorf. Dann kam die Sole, die die DDR für Geflügelzucht nutzte. In sieben Jahren wollte die DDR die Geflügelproduktion um 700 Prozent steigern.
Nach über 340 Metern war die Endstation erreicht. Nächste Transportmittel waren VW-Caddys, ganz in Weiß, aber ohne Kennzeichen. Ab jetzt ging es mit gefühlten 50 Stundenkilometern, die Sauerstoffgeräte im Kofferraum, durch schmale lange Gänge. Von Halt zu Halt wurde es tiefer. Auf der letzten Sole waren 500 Meter Salz und Gestein über uns, die früher abgebaut wurden.
Heute werden die Gänge zur sicheren Lagerung von 37.000 Kubikmetern Atommüll für hunderttausende Jahre verschlossen. Einer unserer Begleiter zeigte uns einen großen, sehr klaren Salzbrocken. Wir sahen Lufteinschlüsse. Mit einem Hammerschlag wurde die Luft befreit. 260 Millionen Jahre alte Erdluft. Und plötzlich ging das Licht aus. Stille und Dunkelheit. Nicht einmal die eigene Hand konnte man sehen. Glücklicherweise ging das Licht wieder an und da standen die Caddys. Wir fuhren wieder 260 Millionen Jahre aufwärts in die Gegenwart.
In der Exkursion am Folgetag begab sich die Gruppe zum Bundesamt für Strahlenschutz und später zum Informationszentrum der Bundeswehr in Strausberg. Dort wollten unsere Schülerinnen und Schüler wissen, wie stark die nukleare Bedrohung für Europa ist und ob es weitere 260 Millionen Jahre Erdgeschichte geben kann.
Herr Nietzold
Fachlehrer für Mathematik und Physik