Im Jahr 2013 erhielt unsere Schule erstmals das Siegel „Schule mit hervorragender Berufs- und Studienorientierung“. Im Jahr 2017 und im Jahr 2021 wurden wir, als Anerkennung für unsere Arbeit, rezertifiziert.
In der Laudation des Netzwerks Zukunft zur Siegel-Verleihung für die Jahre 2021–2025 am 29. September 2021 im Kleist-Forum Frankfurt (Oder) heißt es:
„Die Gesamtschule Petershagen arbeitet mit vielen regionalen Trägern und Gewerken zusammen. So werden den Schülerinnen und Schülern vielfältige praktische Erfahrungsräume ermöglicht. Besonderer Wert wird dabei auf die Befähigung zur reflektierten Selbstbeurteilung gelegt. Der Wahlpflichtbereich WAT wurde um zwei Komponenten erweitert: dem Service-Learning und der Schülerreparaturwerkstatt. So ermöglicht die Schule den Schülerinnen und Schülern eine frühzeitige Berufsorientierung sowie Einblicke in technische Zusammenhänge. Die Schule setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern, die sich aktiv in die berufliche Orientierung einbringen und bei der Konzeptentwicklung mitwirken. Die Notwendigkeit des Distanzunterrichts rückte die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler stärker in den Fokus. Sie werden damit zu einem selbstständigen Lernen und Networking befähigt.“
Die Jury des Netzwerks Zukunft Schule und Wirtschaft für Brandenburg e.V., die das Siegel in einem Audit-Verfahren vergibt, setzt sich aus den verschiedensten Wirtschafts- und Bildungspartnern zusammen. Mit dabei sind unter anderem die Handwerkskammern Frankfurt (Oder), Cottbus und Potsdam, die Industrie- und Handelskammern Potsdam, Cottbus und Ostbrandenburg, die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg, das Land Brandenburg, vertreten durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit und das Ministerium für Wirtschaft und Energie sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund Bezirk Berlin-Brandenburg und die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit.
„Wir sehen die erneute Siegelverleihung als Auftrag, unser Programm zur Berufs- und Studienorientierung weiterzuentwickeln und den aktuellen Gegebenheiten des Arbeitsmarktes anzupassen. Dafür suchen wir ständig interessierte und engagierte Partner.”
Doreén Ritter – Stellvertretende Schulleiterin
Ein Ort ohne Rassismus ist ein Ort, an dem sich alle Menschen, egal welcher Herkunft, Bildung, sexueller Orientierung … wohlfühlen können. Ein solcher Ort wollen wir, die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe Petershagen, sein. Durch verschiedenste Aktivitäten und durch bewusstes Handeln versuchen wir, diesen Ort frei von Rassismus leben zu lassen.
Aus der Rede der AG-Leitung:
[…] der Wunsch etwas gegen Rassismus zu tun und „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ zu werden, ging vor mehr als zwei Jahren von euch, den Gründungsschülerinnen und -schülern der AG, aus.
Ihr habt das Projekt aus dem Boden gestampft und euch mit viel Engagement und Kreativität für einen gelungenen Auftakt eingesetzt. […] Damit habt ihr erreicht, dass wir heute hier sind und den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ überreicht bekommen. […]
Am Titel „Schule ohne Rassismus“ hat aber nicht nur die AG gearbeitet. Was euch und auch mir die Arbeit viel leichter gemacht hat, war die uneingeschränkte Unterstützung durch die Schulleitung. Danke dafür, dass sie immer ein offenes Ohr hatten, uns mit Rat, Tat und allem was nötig war, unterstützt und sich dafür eingesetzt haben, dass wir diesen Titel heute auch bekommen können.
Ebenso geht ein Dank an die Lehrerinnen und Lehrer, welche der AG immer wieder etwas von der knappen Unterrichtszeit gegeben haben, damit wir arbeiten und unser Projekt vorstellen konnten. […]
Auch bei unseren Paten, der Bundeskoordination „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und der RAA Potsdam möchte ich mich bedanken. Zum einen dafür, dass sie dieses Projekt und das gesellschaftliche Anliegen dahinter so offen unterstützen, aber auch dafür, dass durch sie auch Impulse für die weitere Arbeit gekommen sind. Unser Kultur-Partner, die Busters, hätten gern heute mit euch eine etwas größere Party gefeiert. Die Pandemie lässt das derzeit nicht zu, aber was nicht ist, kann vielleicht noch werden.
[…] damit diejenigen, die jetzt nicht hier sein können, auch etwas [von der Titelverleihung] mitbekommen, sind direkt heute früh verschiedene Projekttage des Netzwerks für Demokratie und Courage gestartet. Hier werden die Klassen 7 bis 9 für die Themen „Wirkung von Sprache“, „Sexismus und Queer-Feindlichkeit“ sowie zu menschenverachtenden Einstellungen sensibilisiert und erlernen Strategien für ein couragiertes Handeln. […]
Steffi Schwabe – Sozialpädagogin an unserer Schule
Aus der Rede der Schulleitung:
[…] Im November vor 31 Jahren war ich so alt wie einige der angehenden Abiturienten unserer Schule heute. Ich bin in Ostdeutschland aufgewachsen und ich glaubte damals, Rassismus gäbe es bei uns nicht. Ich glaubte, dass alle Menschen in dem Bewusstsein aufgewachsen seien, dass ihr Land, ihre Rasse oder ihre Religion eine von vielen ist und niemals die einzig Wahre und Beste.
Leider musste ich mit 18 schmerzhaft erkennen, dass meine Überzeugungen nicht den Realitäten in meinem Heimatbundesland entsprachen. In jenem November im Jahr 1990 starb ein junger Angolaner an den Folgen eines Neonazi-Übergriffes. Amadeu Antonio Kiowa kam gerade von der Abschiedsfeier eines Kollegen, als er von mehreren Neonazis angegriffen wurde. Sie liefen auf ihn zu, schlugen und traten auf ihn ein. Kiowa, der Jahre zuvor als Vertragsarbeiter eingewandert war, erlag seinen schweren Verletzungen. Die Tat, die meine Überzeugung, dass es hier im Osten keinen Rassismus gäbe, ins Wanken brachte, ereignete sich nur wenige Kilometer von hier, im brandenburgischen Eberswalde.
Seitdem hat es viele weitere Übergriffe gegeben, nicht immer physisch, sondern auch oft verbaler Natur. […] Doudou Diène, ein Jurist und ehemaliger Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen sagte einmal: „Rassismus gedeiht da, wo er geleugnet wird.” Wir als Schule wollen den wachsenden Rassismus in unserer Gesellschaft nicht leugnen, sondern aktiv Zeichen dagegensetzen.
Am Anfang habe ich gesagt, wir bekommen heute den Titel „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“ verliehen, aber das ist nicht richtig. Es ist kein Titel und auch keine Auszeichnung, sondern eine Verpflichtung, der ihr, liebe Schülerinnen und Schüler unter Leitung und in Zusammenarbeit mit Frau Schwabe, eine Stimme verleiht. „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bedeutet die Verpflichtung, Rassismus, Vorurteilen, Homophobie, Sexismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus an unserer Schule keinen Raum zu geben und dem entschieden entgegenzutreten. Es ist jetzt durch Aktionen – in der Schule und auch darüber hinaus – an uns, zu zeigen, dass wir den Wunsch haben, in einer Welt ohne Rassismus zu leben.
In diesem Sinne danke ich der AG „Schule ohne Rassismus“ und ihrer Leiterin Frau Schwabe für das bisher gezeigte außergewöhnliche Engagement und verspreche, dass ihr von eurer Schule alle Unterstützung, die ihr braucht, erhalten werdet, um die Idee einer Gesellschaft frei von Rassismus mit Leben zu füllen.
Doreén Ritter – Stellvertretende Schulleiterin
der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe Petershagen der FAWZ gGmbH
Das Weltklasse!-Siegel ist eine Auszeichnung für Schulen mit jungen Weltbürger*innen, die sich für das Menschenrecht auf Bildung starkmachen und ihre Botschaften aktiv in die Politik tragen. Sie möchten dagegen angehen, dass weltweit knapp 260 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen können. Der Klasse 9c wurde das Siegel am 07. Dezember 2021 für die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe Petershagen verliehen.
Adriana Kosciolowicz:
„Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Frau Jesaitis, sehr geehrte Lehrkräfte und Gäste, ich freue mich, euch und Sie heute als Vertreterin der Klasse 9c hier begrüßen zu dürfen. Für die 9c ist das heute ein besonderer Tag, weil die Auseinandersetzung mit dem Thema Bildung weltweit für uns bedeutet, dass unsere Ideen und Gedanken eine Anerkennung erfahren werden, die sich nicht nur in Noten äußert.“
Stimmen unserer Schülerinnen und Schüler
Nilo Giese„Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht. Es gilt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Bei uns in Deutschland ist dieses Recht gesetzlich verankert, aber das ist nicht überall auf der Welt so.“
Louis Patan„Rechte bringen immer Pflichten mit sich. In unserem Falle ist es die Pflicht, unser Recht auf Bildung zu nutzen, damit wir so unseren Weg in die Zukunft – zu unseren Zielen und Wünschen – ebnen können.“
Tino Bandt„Für viele Kinder und Jugendliche auf der Welt ist das Erreichen ihrer Ziele und Träume nahezu unmöglich, weil ihnen Bildung verwehrt bleibt. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als zur Schule zu gehen, um ihren Wissenshunger zu stillen und einen Beruf zu lernen, der ihnen finanzielle Sicherheit gibt.“
Die Klassensprecherinnen:
Fabricia Rode und Annabell Schulze: „Wir, die 9c, sind weltklasse und Weltklasse. Als Weltklasse! engagieren wir uns für das Recht auf Bildung weltweit. Wir glauben, dass Unterschiede in der Herkunft, im Geschlecht, im wirtschaftlichen Hintergrund der Eltern und im politischen System junge Menschen wie uns nicht in ihrem Wissensdrang beeinträchtigen sollten.
Deshalb machen wir uns stark als Weltklasse.
Wir tragen unsere Botschaft aktiv in die Öffentlichkeit, indem wir uns informieren, mit Politikern sprechen und Aktionen organisieren. So wollen wir uns an einer Aktion beteiligen, bei der wir versuchen 500 € zu sammeln, um für ein Jahr in Indien eine Lehrkraft für eine Klasse zu bezahlen.
Wir fordern, dass Bildung ein Menschenrecht für alle wird. Dieses Recht bringt Pflichten mit sich – für die, die das Privileg haben zu lernen, für die, die die politischen Voraussetzungen schaffen, um Lernen möglich zu machen und für die, die Bildung möchten. Dafür brauchen wir viele Stimmen.
Deshalb fordern wir alle auf…
… werdet (auch ihr) w/Weltklasse.“
Die Klassenlehrerin:
„Liebe 9c,
dass für euch Bildung nicht nur ein Wort ist, das weiß ich. Eigentlich seid ihr ganz normale Jugendliche und trotzdem seid ihr etwas, das man heute nicht mehr so häufig findet – begeisterungsfähig und emphatisch.
Für euch sind Ungerechtigkeiten schwer zu ertragen, egal ob im Kleinen oder im Großen. Dass ungleiche Bildungschancen ungerecht sind, war für euch sofort klar, als ihr begonnen habt, euch mit dem Thema „Bildung weltweit“ auseinanderzusetzen. Natürlich macht es nicht jeden Tag gleich viel Spaß zur Schule zu gehen, aber was es bedeutet, nicht in der Schule sein zu können, habt ihr leider in den letzten 1,5 Jahren der Pandemie auch erfahren müssen. Neben dem Wissensverlust bedeutet eine solche Einschränkung dieses grundlegenden Menschenrechts auf den Schulbesuch auch die Einschränkung sozialer Kontakte.
Bildung kann man vielleicht aus Büchern erwerben, wenn man lesen kann und sich die Bücher leisten kann. Einfach ist das nicht und für die meisten Menschen, die in Ländern ohne gesetzlich verankertes Recht auf Bildung leben, ist das auch aus finanziellen Gründen unmöglich. Aber soziale Kompetenzen erlernen kann man nicht aus Büchern, das kann man nur in der Interaktion mit Mitschülern und Lehrern. Auch deshalb ist Schule und das Recht, diese zu besuchen, so wichtig.
Eure PB-Lehrerin, mit der ihr überlegt habt, was das Fehlen des Rechts auf Bildung bedeutet und wie man dagegen vorgehen kann, kann heute […] nicht hier sein. Trotzdem oder gerade deshalb möchte ich Frau Higueros für ihr Engagement, ihren Diskurs mit euch und die Eröffnung eines weiteren Horizonts für euch danken. Ich denke, dass ihr heute das Siegel „Weltklasse!“ nicht nur für unsere Klasse, sondern auch für Frau Higueros und unsere Schule entgegennehmen werdet, und dieses als Verpflichtung versteht, zum Thema im Gespräch zu bleiben.“
Doreén Ritter – Stellvertretende Schulleiterin
Gender-Hinweis:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir eine gendergerechte Form von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Wir möchten darauf hinweisen, dass dies aus rein redaktionellen Gründen geschieht und keinerlei Wertung beinhaltet. Selbstverständlich beziehen sich die Angaben auf alle Geschlechter.